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Tom Engelhardt
Überflieger
Registriert seit: Sep 2000 Wohnort: Göttingen Verein: RAMOG/TRA L3/Präfekt TRA 123 Beiträge: 1558 Status: Offline |
Beitrag 3632
[18. November 2000 um 10:22]
Hi Leute,
so allmählich habe ich wieder mal etwas Zeit, und habe ein wenig über besagte H2O2-Raketen recherchiert. 1948 haben zwei amerikanische Studenten solch eine Rakete gebaut, und zwar, weil es im Vergleich zu anderen, ähnlichen Designs am einfachsten ging. Das H2O2 wird hier mittels Druckförderung (durch Stickstoff, 2000 psi) über ein Katalysatorbett geführt und zersetzt sich dabei. Dieses Katalysatorbett besteht aus Alundumkugeln (einer Aluminiumlegierung) überzogen mit Mangandioxid. H2O2 hat einen relativ geringen Isp von 120s. Daten der Rakete: - Länge 70 inch - Durchmesser 5.85 inch - Spannweite 15.5 inch - Gewicht (leer) 24.5 pounds - Gewicht (voll) 50 pounds Brennkammerdaten: - Durchmesser 4 inch - Kammerdruck 200 psi - Schub 200 pounds - Schubdauer 16.4 Sekunden - c* (theor.) 2950 f/s - c* (gemessen) 2700 f/s Flugdaten: - Brennschlußgeschwindigkeit 1460 f/s (1602 km/h oder Mach 1.3) - Höhe bei Brennschluß 9800 ft ( 2890 m) - Gipfelhöhe 23500 ft ( 7160 m) - Range 41000 ft (12,5 km) - Flugzeit 84 sec. Leider funktionierte weder der Fallschirm noch der Spurrauch, so daß die Rakete als Verlust gewertet werden mußte. Noch ein paar Anmerkungen: Als Treibstoff wurde 90% H2O2 benutzt ! Die gesamten Baukosten betrugen damals 100 Dollar, also etwa 700 Mark. Gruß, Tom aus Gö ------------------ Rettet den Wald, eßt mehr Biber ! |
Oliver Arend
Administrator
Registriert seit: Aug 2000 Wohnort: Great Falls, VA, USA Verein: RMV/Solaris/AGM/TRA L1/TCV/MDRA/NOVAAR Beiträge: 8351 Status: Offline |
Beitrag 3633
[18. November 2000 um 12:44]
Klingt ja ganz nett, auch wenn ich mit US-Einheiten ein paar Probleme habe (bin seit einem Jahr etwas aus der Übung ;-). Man kann sich aber ganz gut was drunter vorstellen.
Das Alundum, ist das eine Aluminium/Ruthenium-Legierung? Wird in einem sog. Sabatier-Reaktor (Wasserstoff und CO2 zu Methan und Wasser -> Wasser elektrolysiert -> Wasserstoff in den Reaktor, Sauerstoff in einen separaten Tank) verwendet, der bei Mars-Missionen zum Einsatz gebracht werden soll. Ich selbst würde H2O2 als Oxydator verwenden, da müssten auch geringere Konzentrationen ausreichen (handelsübliche 30%-50%) - vor allem zersetzen diese sich weniger leicht von selbst; außerdem würde das Wasser auch verdampfen, also auch gut Schub erzeugen und die Brennkammer etwas kühl halten. Durchgerechnet habe ich allerdings nichts. Ist nur sehr praktisch, dass beide Komponenten flüssig vorliegen und nicht hypergol sind. Oliver |
Kai
Anzündhilfe Registriert seit: Dez 2000 Wohnort: Stuttgart Verein: Beiträge: 9 Status: Offline |
Beitrag 3634
[03. Dezember 2000 um 11:39]
Klingt alles gut - ist aber auch sehr aufwändig zu realisieren. In USA gibt es einen Bausatz einer solchen H2O2(50%) - Benzin Rakete.
Ich habe mir schon Gedanken über einen Monergol H2O2-Antrieb gemacht. Ein "kalter" Antrieb, bei welchem das H2O2 an einem Katalysator in O2 und Heißdampf zersetzt wird , wäre wesentlich leichter zu fertigen. Leider bringt H2O2 erst ab 65% die erforderliche Energie für den Hochgespannten Heissdampf - darunter entsteht nur Naßdampf. Leider habe ich auch noch keinen Lieferanten für H2O2 >50% gefunden. Andererseits ist es >50% denke ich auch zu gefährlich. Habe schon mit Antrieben mit 30% H2O2 experimentiert - leider erfolglos. Gruß Kai |
Tom
Grand Master of Rocketry
Registriert seit: Aug 2000 Wohnort: Neustadt Verein: T2 , SOL-1 Beiträge: 5257 Status: Offline |
Beitrag 3635
[03. Dezember 2000 um 15:51]
Zitat: Dieser Antrieb ist sehr interessant. Leider ist meiner Meinung der Preis für ein Raketenmodell von ca. 1000 US$ viel zu hoch. Hat denn jemand dieses Modell schon mal in Natura gesehen, eventuell auch im Flug ? Die eingesetzte Technik finde ich schon genial. Nur wie gesagt: das Preis-Leistungverhältnis stimmt nicht. (und schon gar nicht bei dem Dollarkurs im Moment...) Tom |
Tom Engelhardt
Überflieger
Registriert seit: Sep 2000 Wohnort: Göttingen Verein: RAMOG/TRA L3/Präfekt TRA 123 Beiträge: 1558 Status: Offline |
Beitrag 3636
[03. Dezember 2000 um 17:35]
Nabends!
Gesehen habe ich ihn bis jetzt auch nur in natura - aber nächstes Jahr bin beim LDRS in Californien, und da wird er voraussichtlich beim Schaufliegen eingesetzt (ist ja kein TRA zertifizierter Motor, darf also nur "inoffiziell" geflogen werden). Von der Leistung her ist der wohl ganz ordentlich, die Flughöhe liegt bei einem Gewicht von 7 kg bei 5000 Füßen, also etwa 1,65 km (der Motor entspricht einem K260. Preis: naja, mit Versandkosten schon 1100 Dollar - unerschwinglich. Außerdem dürfte man Schwierigkeiten haben, in DL H2O2 in einer Konzentration >50% zu bekommen (m.E. ist 35% für medizinische Zwecke hierzulande das höchste der Gefühle). Gruß, Tom aus Gö ------------------ Rettet den Wald, eßt mehr Biber ! |
Achim
Moderator
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Beitrag 3637
[03. Dezember 2000 um 23:59]
Tja, selbst wenn wir das alles auf die reihe kriegen würden, dann wären wir grade mal so weit wie von Braun und Dornberger Ende der 30er Jahre. Schon frustrierend irgendwie oder?
Achim Der größte Feind des Erfolges ist die Perfektion |
Tom Engelhardt
Überflieger
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Beitrag 3638
[04. Dezember 2000 um 07:43]
Allerdings...
Ich bin aber auch guter Dinge, daß sich die Sachlage ändern wird. Bin eben ein hemmungsloser Optimist . Tom aus Gö ------------------ Rettet den Wald, eßt mehr Biber ! |
Norbert
Anzündhilfe Registriert seit: Mär 2001 Wohnort: Deutschland, 25821 Struckum Verein: Beiträge: 3 Status: Offline |
Beitrag 3639
[15. März 2001 um 11:57]
Hallo,
Laufen die Versuche mit einem Wasserstoff- peroxid-Motor noch? Ich verfolge seit einiger Zeit die Berichte. Das Problem wird die Beschaffung von "hochprozentigem" sein. Falls Formeln oder Daten fehlen, ich habe die orig. Daten der Firma Walther aus Kiel. Die hatten die Sache im 2.Weltkrieg voll im Griff und haben für Peenemünde jede Menge Modellraketen mit H2O2 -Antrieb bebaut. Norbert ------------------ mfG Nohast mfG Nohast |
Tom Engelhardt
Überflieger
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Beitrag 3640
[15. März 2001 um 12:58]
Hi Norbert,
ja, die Versuche laufen noch. Ich habe mein Design noch einal umgestellt auf H2O2/Isopropanol, da ich im Isopropanol auch Kaliumpermanganat lösen kann. Ich habe eine Webseite in Arbeit, die ich in der nächsten zeit in Betrieb nehmen werde, dort werde ich dann auch immer "brühwarm" über Fortschritte oder Fehlschläge berichten. Gruß, Tom aus Gö ------------------ Rettet den Wald, eßt mehr Biber ! |
Hendrik
Senior Pyronaut
Registriert seit: Sep 2000 Wohnort: Köln Verein: SOLARIS-RMB e.V., DGLR e.V., Aero Club Rheidt e.V. Beiträge: 2941 Status: Offline |
Beitrag 3641
[15. März 2001 um 16:24]
Hallo Tom!
Hehe, das H2O2 hast Du ja bald :-)), dann bin ich mal auf Deine brühwarmen Infos gespannt. Willst Du wie bei der SS67B-2 Kaliumpermanganat als Katalysator verwenden? Meinst Du, wenn Du die Brennkammer nicht ein wenig vorheizt, daß Du auch ohne dieses lila Zeugs auskommst? Den Start der H2O2/Benzin-SS67B-2 hast Du ja nun gesehen... die lila Rauchfärbung fand ich nicht so prickelnd! Naja, bei dem Nachfolgemodell SS67B-3 benutzt SystemSolaire zum Glück nicht mehr diesen Färber/Katalysator. Ein Bekannter von mir hat sich dieses Nachfolgemodell vor kurzem aus den USA gekauft. Bin mal auf die Startvideos gespannt! Viel Glück bei Deiner Arbeit, meine ruht leider zur Zeit, Hendrik SOL-2 Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise. Wernher von Braun (1912 - 1977), deutsch-US-amerikanischer Raketenforscher http://solaris.raketenmodellbau.org Solaris-RMBder Verein fürs Forum. |